Gesprächsprotokoll mit Vertretern der Stadt zur Stadtgarage

Auf Einladung des Vizebgm Martin Ruepp haben wir uns am 8. August 2007 als Vertreter der Initiative "Kein Millionengrab unter der Stadtstrasse" über den Planungsstand informiert. Unseren Eindruck und die weiter bestehenden Bedenken haben wir zusammengefasst.

Geschätzter Martin Ruepp, lieber Herr Markus Aberer,

danke für die Einladung zu einem Informationsaustausch zum Tiefgaragenprojekt. Hier wie angekündigt eine kurze Gesprächszusammenfassung von unserer Seite und ein Vorschlag für die weitere Vorgehensweise. Diese senden wir in Kopie auch an Martin Konzet, welcher sich als Stadtrat des Themas annimmt.

Sie haben uns zwar von der hohen planerischen Qualität des Tiefgaragenprojekts überzeugen können, nicht aber von dessen Notwendigkeit. Der Komfortgewinn, der hier für Autofahrer geschaffen wird, steht in keinem Verhältnis zu den Kosten und umweltpolitischen Leitzielen der Stadt. Wer von ausserhalb kommt, findet auch ohne Erweiterung der Kulturhausgarage einen Abstellplatz.

Bestürzt macht uns, dass es keine systematische Bedarfserhebung gegeben hat. Unsere Blitzerhebung [1] an einem belebten Samstag vormittag zeigte genügend freie Kapazitäten in bestehenden Garagen. In anderen Monaten wird sich ein ähnliches Bild zeigen, denn ausserhalb der Ferienzeit sind wiederum weniger Touristen da. Ein Anrufer berichtete uns noch, dass im Winter an einem restlos ausverkauften Narrenabend im Kulturhaus das zweite Parkgeschoss halb leer war - also auch bei gut besuchten Veranstaltungen in der Stadt gibt es offenbar keinen zusätzlichen Bedarf. Das Argument, dass es beim Stadtbus auch keine Bedarfserhebung gab, geht ins Leere, wenn man sich prinzipiell zur Förderung der alternativen Mobilität bekennt. Versäumnisse privater Bauträger aufzufangen, kann auch nicht Aufgabe der Stadt sein; bei entsprechendem Verhandlungsgeschick liessen sich sehr wohl in bestehenden Garagen einige weitere Dauerparkplätze einrichten.

Die gut zugängliche neue Garage würde sicher angenommen werden, andere werden dafür (weiterhin) leer stehen. Unsere überschlägigen Berechnungen ergeben, dass die Garage ihre Kosten in 20 Jahren herein spielt, wenn sie durchschnittlich zur Hälfte besetzt ist - das wird nicht leicht zu erreichen sein, wie die durchschnittliche Belegung der bestehenden Kulturhausgarage zeigt. Es ist ja auch wenig sinnvoll, Garagenkapazitäten an vereinzelten Spitzennutzungen zu orientieren. Für spezielle Veranstaltungen bedarf es der Angebote und Anreize, das Auto stehen zu lassen (das geschieht ja auch etwa bei den grossen Messen).

Den Engpass an Parkplätzen am Bödele mit einem Kombiticket zur Nutzung einer Garage in der Stadt plus Bustransport wäre genauso über die neu entstehende WIFI Garage direkt am Bahnhof abwickelbar, wo es am Sonntag als Spitzentag gewiss genügend Kapazitäten gibt. Ein von Ihnen argumentierter Zugang von der Garage zur Bushaltestelle "trockenen Fusses" ist für einen Schitag kein Argument, an dem ja üblicherweise schönes Wetter herrscht!

Eine leicht zugängliche Garage mit vier neuen Rampen ist natürlich auch eine Einladung, alle Erledigungen in der Stadt bevorzugt mit dem Auto vorzunehmen. Die neue Garage ist ein Verkehrserreger und verursacht mehr MIV. Dies widerspricht umwelt- und verkehrspolitischen Leitzielen des Landes und den Kyoto Zielen, welche auch von Österreich ratifiziert worden sind. Auch in Dornbirn ist der Löwenanteil des öffentlichen Straßenraums dem Auto gewidmet, obwohl uns allen klar ist, dass wir als Autofahrer/innen die anderen Verkehrsteilnehmer/innen immer wieder und oft unabsichtlich drangsalieren und gefährden - praktisch sanktionslos. So haben wir als Fußgänger/innen und Radfahrer/innen nicht das Gefühl, willkommen zu sein. Der Neugestaltung Stadtstrasse mit kürzeren Übergängen ist gewiss ein Schritt in die richtige Richtung - die Notwendigkeit einer zusätzlichen Unterführung mit Liftzugang sehen wir jedoch dann nicht mehr gegeben.

Konkret schlagen wir vor, die budgetierten 7,1 Milionen Euro statt für den Ausbau der Kulturhausgarage folgendermassen einzusetzen:
1. bei bestehenden Garagen die teilweise nicht optimale Zufahrts- und Zugangssituation modernen Bedürfnissen anpassen
2. ein Garagenleitsystem einrichten, über das die aktuelle Kapazität und Entfernung jeder Garage ersichtlich ist
3. eine Kommunikationsoffensive, welche die Nutzung des Fahrrades (mit Anhänger zum Einkaufen) oder das zu Fuss gehen als gesunde Mobilitätsvariante bewirbt
4. Erhöhung des Komforts bei Rad- und Fusswegen, hierbei bestimmte einzelne Strecken (zB innere Badgasse + Baumgarten) exklusiv (ausgenommen Anrainer) für Fussgänger und Radfahrer bereitstellen
5. Machbarkeitsstudie Strassenbahn und/oder Gütlebahn mit Tunnel nach Bersbuch und Lifthaltestelle zum Bödele [2]
6. andere wichtige öffentliche Aufgaben der Stadt Dornbirn vorreihen

Wir verstehen uns als Sprachrohr von Menschen, die auch ohne Auto sehr mobil sind und Autos nur für Großtransporte verwenden. Wir sehen uns als Bürgerjournalisten, werden auch künftig Vorschläge zur Verbesserung der Verkehrssituation machen und wollen deren Realisierung vorantreiben.

Wir halten hiermit fest, dass Sie als Entscheidungsträger eine Entscheidung gegen die Kyoto Ziele vorbereitet haben und diese in verantwortlicher Position mittragen und umsetzen, ohne eine solide Bedarfsprüfung durchgeführt zu haben. Auf jeden Fall bedeutet die Entscheidung für die Erweiterung der Kulturhausgarage eine Hypothek gegen die Umwelt und die Zukunft unserer Kinder.

Juliane & Roland Alton
Badgasse 3
A-6850 Dornbirn
T 310455
M +43 664 1547588
www.alton.at

[1] http://www.alton.at/projekt/stoppgarage/frei/
[2] http://www.alton.at/roland/rolog/tunnel

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