Das Jahr 2016 beginnt mit der großen Unsicherheit, wie sich die Fluchtbewegungen auswirken werden – auch in Vorarlberg, auch in Dornbirn.
Köln hat diese Unsicherheiten noch befeuert. Sollen sich jetzt alle Frauen und Mädchen in Selbstverteidigung üben? Oder einen Pfefferspray besorgen? (Damit wurden Mitarbeiter/innen des Dornbirner Rathauses zwecks der Begegnung mit „Wutbürger/innen“ ausgestattet.)
Gleichzeitig behauptet der Landeshauptmann: "2016 ist für Vorarlberg ein Jahr der Sicherheit". Damit bezieht er sich auf die diskutierte Streichung der Jägerkompanie in der Walgaukaserne.
Eigentlich geht es aber um die Frage: „Wie können wir die vielen politischen und sozialen Errungenschaften sowie die mühsam erkämpften Freiheiten und Annehmlichkeiten unserer Kultur erhalten?“ Die Antwort ist nicht so schwer, sie wird vielfach in dieser Form gegeben: „Wir müssen für unsere Werte kämpfen“. Diese Werte sind in Wirklichkeit der Streitpunkt. Und: gelten unsere Werte auch für jene, die sie nicht kennen oder nicht respektieren wollen? Schwer zu sagen, sie gelten auf jeden Fall aber für uns, die anderen wollen wir dafür gewinnen.
Die Kürzestfassung unserer Werte ist der Schlachtruf der Französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!“ wobei wir die Brüderlichkeit zeitgenössisch in „Solidarität“ übersetzen. Freiheit zu genießen, Rechtsperson mit gleichen Rechten wie alle anderen zu sein, das ist schon viel. Die Solidarität beschreibt den gesellschaftlichen Zusammenhalt, der die Einzelperson in Notlagen schützt und trägt. Solidarität ist somit das verrechtlichte Netz, das uns alle zur „Gesellschaft“ macht. Margret Thatcher irrte, als sie behauptete, „There is no such thing as society.“ Es gibt sie dort, wo ein Sozialstaat Freiheit, Gleichheit und Solidarität organisiert und konkret für alle Beteiligten bereitstellt.
Dieser gesellschaftliche Zusammenhalt, unsere Zivilisation, beinhaltet den Schutz und die Annehmlichkeiten unserer Kultur, die wir uns erhalten wollen. Doch dieser Zusammenhalt ist gefährdet, wenn sich viele daraus ausklinken oder gar nicht erst „beitreten“ können, obwohl sie „unter uns“ sind.
Was und wie hilft in einer solchen Situation die Jägerkompanie? Vielleicht so?
Landesrat Erich Schwärzler: „Anzahl der Flüchtlinge wird reduziert“ (VLK 21.1.2016)
Eine Jägerinnenkompanie wäre mir da lieber, sie hätte auch andere Methoden zu bieten, hoffe ich. Doch sie müsste erst erfunden werden.
Bild: Marie Thérèse Escribano in ihrer Theaterproduktion "Kommt mir spanisch vor" - läuft zurzeit in der Drachengasse in Wien.