Wer scheitert, steht vor den Trümmern eines Vorhabens, das sich nicht mehr realisieren lässt. Wer braucht das schon? Weder gescheiterte Arbeitsprojekte, noch gescheiterte Liebesbeziehungen bauen einen kurz- oder längerfristig auf. Es mag Regionen geben – Österreich gehört nicht dazu – wo einem Pleitier / einer Pleitière besondere betriebswirtschaftliche Kompetenz zugetraut wird, denn ein wirtschaftliches Scheitern, einen Konkurs will niemand zweimal erleben und verantworten.
Doch wäre es nicht auch in diesem Feld besser, sich von Irrtümern leiten zu lassen, die vom Scheitern noch weit entfernt sind? Denn Versuche mit Irrwegen, die eine Abkehr oder Umkehr zulassen, die brauchen wir unbedingt, um zu wachsen. Allerdings nur, wenn diese Versuche irgendwann zu einem Ziel führen, denn ein stetiges Irren wäre tatsächlich ein Scheitern. Die menschliche Psyche ist so gestrickt, dass wir an unseren Erfolgen wachsen und nicht an den Misserfolgen. Erfolge beflügeln, Misserfolge lassen uns die Fühler einziehen, weitere Versuche bedürfen dann größerer Überwindung. Im Kern sagte Maria Montessori nichts anderes: aus eigener Initiative heraus mit eigenen Mitteln ein eigenes Ziel zu erreichen, das lässt uns wachsen. Erfolge, die wir hingegen nur mit (unerwünschter) Hilfe erreichen, stumpfen ab. Deshalb sind die Irrtümer unabdingbar. Ein Ziel, das mit Um- und Abwegen erreicht wird, ermutigt zu einem weiteren Versuch, der aufgrund der gesammelten Erfahrung weniger Aufwand oder mehr Ertrag verspricht. Jegliches zielgerichtete Tun – sei es nun klassisches Handwerk, organisatorische oder Beziehungsarbeit, bedarf der Erfahrung. Und diese ist ja nichts anderes als der Speicher aller gesammelten Versuche mit allen dazugehörigen Fehlern.
Motivation braucht im Kern: Erfolge und das entsprechende Lob dazu. Das gilt selbst für die schwarze Pädagogik, die mit Strafen arbeitet: der Erfolg, den es da zu erreichen gilt, ist die Strafvermeidung. Ein Scheitern lässt uns ausgehöhlt und erschöpft zurück. Ein Irrtum, der als solcher erkannt wird, motiviert uns zu einem weiteren Versuch oder bringt uns dazu, ein anderes Ziel zu suchen. Schließlich dürfen wir uns auch mehrere Versuche gönnen, um die richtigen Ziele zu finden. Auch bei The Gap zu finden.