Wie kann das funktionieren? Nur mithilfe kluger Voraussicht in den Bereichen Raumplanung, Verkehrsorganisation und Klimapolitik.
Dass Zersiedelung und kurzsichtige Flächenwidmung unnötige Zwangsmobilität erzeugen, ist schon lange klar. Trotzdem gibt es z.B. noch immer Architekturausstellungen (auch öffentlich geförderte), die den Traum vom Eigenheim in der „Natur“, weitab von anderen menschlichen Spuren abfeiern. Ein solcher Traum verwandelt sich schnell in einen Alptraum, wenn die Notwendigkeit, tagtäglich weit entfernte Infrastruktur für Arbeit, Einkauf und Schule zu nutzen, sich einstellt. Die Raumplanung, eine der letzen Kompetenzen, die allein beim Land liegen, kann gegensteuern und auch begangene Sünden zum Teil wieder ausbügeln.
Sie muss im Zusammenhang mit der Organisation von öffentlichem Verkehr und den Verkehrsnetzen für alle anderen Formen der Fortbewegung gedacht werden. Dafür ist es sinnvoll, das Rheintal mit seinen gut 300.000 Einwohner/innen als einen städtischen Raum zu sehen: einen städtischen Raum mit herrlichen Grünlagen zum Wohnen, mit Verkehrsknotenpunkten, Industriestandorten und Handelszentren. Dann wird klar, dass der Ausbau des öffentlichen Verkehrs - trotz Verbesserungen in den letzten Jahren – noch zu wünschen übrig lässt. In Wien fahren die Schnellbahnen der ÖBB im Viertelstundentakt. Bei einem Viertelstundentakt erübrigt sich für die Nutzer/innen der Blick auf Fahrplan und Uhr – ein großer Zugewinn an Komfort. Dass die großen und kleineren Gemeinden im unteren Rheintal unzulänglich miteinander verbunden sind und eher eine Schnellbahn Abhilfe schaffen kann, als der Ausbau von Busverbindungen, ergibt sich schon aus der Präferenz der Fahrgäste für schienengebundene Verkehrsmittel.
Tragfähige Klimapolitik muss zu einem guten Teil darauf abzielen, den Verkehr, die Mobilität CO2-neutral und sparsam im Energieverbrauch zu organisieren. Das heißt: zu Fuß Gehen und Rad Fahren müssen einen neuen Stellenwert erhalten. Für beide bedarf es einer Vorrangstellung gegenüber dem motorisierten Verkehr (jetzt ist das Gegenteil der Fall): mehr Platz insgesamt im Straßenraum, bessere, mit Wegweisern versehene Verkehrswege (Radroutennetze, Fußgängerzonen) wären ein großer Fortschritt.
An erster Stelle steht sicher die Bewusstseinsbildung. Ein vom Kavaliersdenken geprägtes, zivilisiertes Verhalten im Verkehr wäre ein guter Beginn: Das heißt, Schwächere sind mit besonderer Aufmerksamkeit zu behandeln. Leute auf dem Fahrrad verhalten sich zuvorkommend gegenüber jenen, die zu Fuß unterwegs sind, wer mehr PS hat, achtet höflich auf jene mit weniger. Das wäre tatsächlich eine Umkehrung der gegenwärtig vorherrschenden Geisteshaltung vieler Verkehrsteilnehmer. Autofahren ist kein Menschenrecht, und Fußgänger/innen sind wir alle!