Der Fall Laura C

Laura wollte am 18. Mai 2013 nächtens mit dem Fahrrad von einer Geburtstagsfeier in Dornbirn Hatlerdorf nach Hause fahren. Sie wurde überfallen und krankenhausreif geschlagen: Schlagringwunden, Schneidezähne ausgebrochen, Platzwunden. "Dieses Verletzungsmuster kommt nicht von einem Sturz mit dem Rad" meint ein Facharzt.

Die Polizei verdächtigte zuerst ihren Ehemann, seine Frau verprügelt zu haben (also Wunden nach Schlägen?) und meinte dann, es wäre nur ein Fahrradsturz gewesen. Nach fremden Tätern wurde trotz der Aussage des Opfers nicht einmal gesucht. Warum zeigt die Dornbirner Polizei Laura C. nun wegen Falschaussage an? Warum wird das Opfer wie eine Täterin behandelt?

Laura lebt seit 7 Jahren in Vorarlberg. Menschen im Halterdorf sind verunsichert und wollen restlose Aufklärung.

Der ORF hat das Thema aufgegriffen und berichtet am 3. September 2013 in der Online Ausgabe.

Bericht auf Vorarlberg heute vom 2. September 2013

Noch ein Überfall

Das Hatlerdorf ist gefährlich. Bei einem Lokalaugenschein vor Ort berichtet eine Passantin, dass ihr Sohn im November 2010 an der selben Stelle auch vom Fahrrad heruntergeschlagen worden ist. Das Interview gibt es hier in voller Länge (4:30) zum Anhören.

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Kommentare

Laura C

Liebe Frau Alton!
In einer zufälligen Begegnung mit der Geschichte von Laura C via Internet möchte ich als in Wien wohnender Dornbirner folgendes sagen:
Die Geschichte von Laura C bewegt mich sehr und ich bin beeindruckt, wie Sie hier agiert haben.

Was mich besonders bewegt ist der Umstand, dass ich gerade eine Ausbildung in Psychotraumatologie mache
und in der Geschichte von Laura viele Merkmale entdecke, die schon beim ersten Hinschauen auf ein typisches Traumageschehen und auf typische posttraumatische Reaktionen deutiche Hinweise geben.

Zum einen wird in der Schilderung von Laura folgendes deutlich: Bei einem solchen Ereignis geschieht Erstarrung (nicht Schreien können, wie gelähmt sein) und der Eindruck des helferlosen Opfers ist, dass das doch gar nicht sein kann (Abwehr des Offensichtlichen). Zudem belegt die Tatsache, dass bei solchen überbordenenden Erlebnissen die Hirnfunktionen sich so regulieren, dass später chronologische Wiedergaben des Geschehens gar nicht mehr möglich sind (Großhiren ist ausgeschaltet) und dadurch Wiedersprüche in der Wiedergabe gechehen, ganz klar, dass es sich hier um ein traumtisches Erlebnis handelt.
Weiters ist es typisch, dass diese Befindlichkeit dazu führt, dass die Wiedergabe entweder ohne Emotionen,
Gegenemotionen (wie etwa Lachen)oder überschießenden Emotionen (wie in diesem Fall - bezugnehmend auf das Interview im ORF) erfolgt.

Dass in einem solchen Zustand die Erstinterventionen immer Schützen, Sichern und Stärken als dringlichstes Ziel haben müssen, wurde in diesem Fall in keiner Weise berücksichtigt.
Darüber hinaus ist es schon ein starkes Stück, dass Dr. Böhlers Diagnose keinen Einfluss auf die Beurteilung gehabt hat.
All das löst Betroffenheit aus und schreit nach tätiger Intervention.
Meine Fragen dazu:
Wissen Sie, ob Laura erreichbar ist um ihr anzubieten, darüber ins Gespräch zu kommen, dass ihre Reaktion und ihre Symptome völlig normal sind und gewürdigt gehören?

Ist die Frage schon gestelllt worden, ob das handelnde Krankenhauspersonal und die Exektutivbeamten klare und eindeutige Ausbildungen (nicht nur ein "Kürschen") zum Themenbereich Trauma, Symptome, Interventionsstrategien haben?

Es geht mir nicht um Schuld und Rechthaberei, sondern um eine Sensibilisierung, die weit über diesen Fall hinaus geht.
Dazu könnte ich mir vorstellen beispielsweise auch für die Vorarlberger Nachrichten ein Interview zu geben, das zum Ziel hat, Aufkläriungsarbeit zu diesem sensiblen und uns alle betreffenden Thema (she Flüchtlinge, Asylwerber, Gewaltopfer (vor allem Sexualdelikte)) zu leisten.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und
freue mich, wenn Sie mit mir in Kontakt treten

Werner Huber

Ihr Angebot

Lieber Herr Huber,

es tut mir leid, dass ich erst jetzt - viel zu spät - antworte. Ihr Kommentar ist im "Daten-Nirvana" verschwunden und jetzt wieder aufgetaucht.

Vielen Dank, dass Sie sich für diese Sache und insgesamt für die Sache von Gewaltopfern interessieren. Das ist notwendiger denn je.

Laura ist mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter nach Lima zurück gekehrt. Es war der Familie nicht mehr möglich, in Dornbirn zu bleiben, nachdem was geschehen ist. Am schlimmsten war nach der direkten Gewalt wohl die Erfahrung, von den Behörden nicht nur im Stich gelassen worden zu sein, sondern auch noch einer Straftat bezichtig worden zu sein. Das ist der Gipfel der Sauerei. Hätte die Polizei gewusst, dass Laura Tochter eines Offiziers ist ("aus gutem Haus", wie ein Polizeisprecher mir im Gespräch bedauernd sagte), hätte sie wohl anders agiert. Das darf nicht sein. Aber das ist Alltag.

Das IFS hat in dem Fall auch nicht die notwendige Unterstützung erbringen können. Und ich konnte nicht öffentlich agieren, weil die Familie den Ausgang des Gerichtsverfahrens nicht abgewartet hat.

Wenn Sie weiterhin interessiert sind - es gibt leider oft genug Gelegenheit, sich als Psychotraumatologe öffentlich zu äußern. Vielleicht telefonieren wir einmal? Oder gehen in Wien oder Vorarlberg auf einen Kaffee?

Würde mich freuen -

Juliane Alton