Am 24. Oktober 2014 wurde in Wien am Ballhausplatz das Mahnmal für die Opfer der NS-Militärjustiz der Öffentlichkeit übergeben. Es war ein wichtiger und berührender Akt, der gleichzeitig den einen oder anderen Zug des Absurden trug.
Der 96-jährige Deserteur Richard Wadani, dessen zweiter Versuch, von der Front zu fliehen erst geglückt ist, war die wichtigste treibende Kraft hinter dem langwierigen Prozess, der schließlich dazu führte, dass künftige Staatsgäste, die vom Bundekanzler- oder Präsidentenamt auf den Ballhausplatz blicken, die Skulptur sehen.
Richard Wadani sprach im Rahmen der Feier von der Verbitterung vieler Deserteure (anwesend waren nur drei, denn viele sind nicht mehr am Leben), die eine wichtige, richtige und sehr schwierige, risikoreiche Entscheidung in ihrem Leben fällten, dafür später nur Ablehnung, Bösartigkeit und jede Menge administrative und finanzielle Nachteile zu erleiden hatten - sie, die für die Selbständigkeit ihres Landes gekämpft hatten.
Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl hatte sich offenbar kurzfristig entschlossen, diesen - doch wichtigen? - Termin selber mit einer Rede zu schmücken und seinen Kulturstadtrat aus dem Programm zu drängen. Von seiner Rede ist mir nur in Erinnerung geblieben, dass es ihm eine gute Viertelstunde lang gelang, das Wort "Deserteur" nicht in den Mund zu nehmen.
Bundespräsident Heinz Fischer schließlich gelang es, zwei entscheidende Dinge zu sagen. Er wisse zwar nicht, wie er selbst damals gehandelt hätte in der Situation eines Wehrmachtsoldaten. Er wisse jetzt aber genau, welche Handlung die richtige gewesen wäre, nämlich die Desertion. Weiters sprach er aus, dass es traurig und beschämend für Österreich sei, dass es so lange gebraucht habe, von der ablehnenden Haltung abzugehen und erst 2009 eine rechtliche Rehabilitation durch zu setzen sowie noch einmal fünf Jahre später endlich ein Mahnmal zu errichten.
Weitere Informationen: http://www.pk-deserteure.at/