Faircoin als Ansatz einer neuen Globalwährung

Die katalanische Genossenschaft CIC (Catalan Integral Cooperative) hat seit 2010 mehr als 300 Projekte ins Leben gerufen. Daraus hat sich unter anderem Fair.Coop entwickelt, ein weltweites Netzwerk von Weltverbesserern, mit diversen Councils. Es stellt unter anderem mit Faircoin ein neues Zahlungsmittel bereit. Mit einer technischen Weiterentwicklung der Bitcoins soll eine globale Währung entstehen, die Ziele der Nachhaltigkeit und Solidarität verfolgt. Werden Bitcoins auch gerne in dubiosen Geschäften eingesetzt und war zu ihrer Erzeugung eine hohe Rechenkapazität notwendig, so sollen Faircoins eine Transaktionssteuer mit eingebaut haben und für Mikrofinanzierungen zur Verfügung stehen.

Mit Studierenden der FH Vorarlberg entwickelte ich 2012 OCCCU ("Occupy Currency"), ebenfalls ein Prototyp für eine globale Währung, inklusive Grundeinkommen. Als künstlerisches Medienprojekt bekamen wir dafür ziemlich viel Aufmerksamkeit. Man kann sich noch immer beim Online Banking anmelden und monatlich OCCCUs bekommen und die Funktionen ausprobieren.

Das Faircoin Projekt startete 2014, auf der Webseite fair.coop sind Struktur, Dienstleistungen und Entscheidungsabläufe beschrieben. David Bollier fasst diese in einem Blogbeitrag so zusammen:

Fair.coop will consist of a number of other vehicles beyond Fair.coin.  They will include:

  • Faircredit, a worldwide mutual credit system for exchanging goods and services via Faircoin.

  • Fairfunds, a group of faircoin donation vehicles for various types of projects.  The funds currently include the Global South Fund, the Commons Fund and the Technology Infrastructure Fund.

  • Fairsavings, a “multisignature digital wallet which forces a minimum savings period of six months.”

  • Faircoop wallet:  a linked P2P multisignature wallet.

  • Fairmarket, a source of faircredit to people who use faircoin.

The remarkable ambition of Fair.coop is to become a system of globally coordinated networks that link local projects.  The basic idea:  "to hack the foreign exchange market by inserting the cooperation virus as a tool for global economic justice.”

Im September 2014 gab es eine beachtliche Kurssteigerung, der Entwickler hat einiges selbst beahletn, gegen Bitcoin verkauft und ist verschwunden. Der Kurs der FairCoin ist seither sehr gering, die Kapitalisierung beträgt im Mai 2015 ca 3,5 Millionen Euro.

Mining heisst, dass zu Beginn geschöpft wird, indem Hashwerte gerechnet werden, also Gold gegraben, so funktioniert Bitcoin, also FIAT Money, aus Nichts Geld schöpfen. Das Minting gibt es bei FairCoin oder PeerCoin und bedeutet das Prägen, hier wird mit dem Guthaben gearbeitet, wer schon hat bekommt mehr. Das hat einen Selbstzweck insofern, als es jene Leute ja im System braucht, die aktiv sind, dafür werden sie per Minting belohnt.

Im Mai 2015 veröffentlichte der Wallet - Hauptentwickler, der in Vorarlberg lebt ein Paper, wie er FairCoin wirklich fair machen möchte. Er führt einige hundert "Certified Validation Nodes" ein, welche die sehr geringen Transaktionsgebühren erhalten, diese sind dynamisch im Konsens anpassbar. Es wird die Geldmenge nicht vermehrt, ausser für Spezialprojekte, das wiederum im Konsens entscheiden. CVNs nutzen ein gemeinsames Root und dazu Zwischenzertifikate. Wer CVN werden darf, könnte mit CAcert geprüft werden, dieser Prozess ist noch in Diskussion. Die Umstellung erfolgt durch einen Wechsel der Wallets. Die beiden Haupt-Entwickler können über einen Private Key, den nur diese besitzen, eine Nachricht an Wallets senden, dass dieses upgedatet werden soll, um wieder Zahlungen annehmen und leisten zu können. Besonders komfortabel funktioniert der Android Client, auch gibt es ein Paper-Wallet, auf dem ein Wert gespeichert und aufbewahrt werden kann.

Geld hat eine soziale Funktion, weshalb also anonym? Die Kryptowährung macht von jeder Verpflichtung frei, wenn sie anonym verwendet wird, das muss sie nicht sein! Ein staatliches Zahlungsmittel wie der Euro verpflichtet, der Staat kann zugreifen: Vermögensstsuer einziehen, abwerten. Aber viele sind mit dem bestehenden Geldsystem nicht zufrieden und wie es von (Zenztal)Banken gesteuert wird.  Bleibt zu hoffen, dass dieses Konzept nicht nur eine Spielwiese bärtiger Männer bleibt, im Council sind (noch) keine Frauen vertreten. Mit der ALLMENDA werden wir auf jeden Fall neugierig bleiben, wie sich eine solche Globalwährung entwickeln kann, Kooperation nicht ausgeschlossen.

Die Judikatur geht in die Richtung, dass Kryptowährungen wie ein Wertpapier eingeschätzt werden. FairCoin könnte sich zum Gut entwickeln, und nicht als Währung Bestand haben, was auch juristisch weniger problematisch scheint.

Gestaltungsspielraum für FairCoin2 sehen wir bei einer Diskussion mitd en Entwicklern am 29.5.2015 bei der ALLMENDA bei der Transaktionssteuer, die dann tatsächlich abgeführt oder verwendet wird für gemeinschaftliche Zwecke. Genauso könnte ein Grundeinkommen eingebaut werden.

Die Mitarbeit bei Faircoin wird global online organisiert, man muss sich Reputation in Form einer "Proof of Cooperation" erarbeiten, um ein vollwertiges Mitglied zu werden. Wird spannend, wie sich die Governance entwickelt, ohne an eine formale Mitgliedschaft an eine Genossenschaft gebunden zu sein. Eine globale Währung braucht lokale Gemeinschaften, wo Vertrauen gebildet wird, damit es auch genutzt wird. Eine der wenigen Organisationen die dies übrigens entwickelt hat und lebt ist das Rote Kreuz. Family of Power probiert das zum Beispiel mit dem Thema Energie, die italienische Sekte Darman Hur ist auf dem Weg dazu. Wichtig ist, dass die Frage "Wozu" für die Nutzer geklärt ist: wozu steigen wir um, weil es geht letztlich um soziale Netzwerke, die einen Mehrwert sehen will.

Ein ähnliches Konzept des geteilten Eigentums an Social Media Portalen entwickelt etwa Yishan Wong, der Geschäftsführer von Reddit. Die werden um einiges mehr an Aufmerksamkeit über bestehende Netzwerke bekommen. Mal sehen, ob es tatsächlich zu einem "user-buy-out" kommt.

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Beachtung von LETS Experten

Matslats, ebenfalls ein digitaler Nomade wie der FairCoin Gründer Enric Duran, entwickelte das Drupal Modul Hamlets, das angeblich mehr als 100 Gruppen vor allem in Frankreich und Afrika nutzen um Lokalwährungen und ihre Mitglieder zu verwalten.

Er fasst in einem kurzen Beitrag die Bedeutung von FairCoin zusammen und streicht dessen Besonderheit heraus: Vertrauen durch die Gründer und die Mission, nicht nur eine neue Währung zu schaffen sondern damit ein gutes Leben für viele ermöglichen zu wollen.