In zahlreichen Interviews und in Change-Prozessen von Unternehmen, Gemeinden oder Non-Profit-Organisationen hat Scharmer versucht, den blinden Fleck des Selbst zu beleuchten. Das Buch erläutert eine soziale Technik, in dem der Blick nicht nur nach aussen, sondern auch nach innen gerichtet ist. Dadurch gelingt es, ein ungleich stärkeres Momentum bei allen Beteiligten zu erzeugen, als wenn klassische Methoden Anwendung finden.
Die Theory U bietet eine Perspektive auf soziale Prozesse und Systeme, die zwischen verschiedenen Feldern der Emergenz und des sozialen Werdens differenziert. Scharmer unterscheidet dabei sieben Prozesse, die die Haltung beeinflussen und damit auch soziale Kommunikationsprozesse letztlich strukturieren:
- “Runterladen (Downloaden): Muster der Vergangenheit wiederholen sich – die Welt wird mit den Augen gewohnheitsmäßigen Denkens betrachtet.
- Hinschauen (Seeing): Ein mitgebrachtes Urteil loslassen und die Realität mit frischem Blick betrachten – das beobachtete System wird also von dem Beobachter getrennt wahrgenommen.
- Hinspüren (Sensing): Sich mit dem Feld verbinden, eintauchen und die Situation aus dem Ganzen heraus betrachten – die Grenze zwischen Beobachter und Beobachteten verschwimmt, das System nimmt sich selber wahr.
- Anwesend werden (Gegenwärtigung bzw. Presencing): sich mit dem Quellort – dem inneren Ort der Stille – verbinden, von dem aus die im Entstehen begriffene Zukunft wahrnehmbar werden kann.
- Verdichten (Kristallisieren) der Vision und Intention – Kristallisieren und Bewusstmachen der Intention und Vision, die aus der Verbindung zu diesem tieferen Quellort entstehen.
- Erproben (Prototyping) des Neuen in Prototypen, in denen die Zukunft durch praktisches Tun gemeinsam erkundet und entwickelt wird.
- Das Neue praktisch anwenden und institutionell verkörpern [in die Welt bringen bzw. Performing]: das Neue durch beispielsweise Infrastrukturen und Alltagspraktiken in eine Form bringen“ (S. 63).
Scharmers Managementtheorie lässt sich in kleinen und grossen Gruppen anwenden und führt zu unmittelbaren Handlungsimpulsen bei den Teilnehmer_innen. Scharmer erläutert in der Einleitung, dass er mit der Theory U auch einen methodischen Beitrag leisten möchte, um die globalen Probleme dieser Welt, wie Armut, Klimaschutz, Hunger oder Gesundheitsversorgung durch die Vernetzung vieler handelnder Gruppen einer nachhaltigen Lösung zuzuführen. Die Methode erinnert an eine Zukunftswerkstätte, nur wesentlich verdichtet und mit allen Sinnen ausgestattet.