1. Grundversorgung
Die Spielstätten der Kultur (ohne Museen, wohlgemerkt) sind recht gut über's Land verteilt. Orange bedeutet Kulturinitiative, also vielgestaltiges Programm, Beteiligung an Programmgestaltung und Organisation.
Kulturarbeit heißt immer „gemeinsam etwas für sich selbst und für andere tun“ - das schafft Zusammenhalt in der Gesellschaft, das schafft auch Wissen und kulturelles Kapital!
2. Was wollen Kulturinitiativen
Kulturinitiativen leisten zeitgemäße Kulturarbeit in der Region – so bunt und vielfältig wie hier zu sehen ist, mit Jugendkultur, Design, Film etc.
Ihr eigentliches Ziel ist aber ein gesellschaftspolitisches: Wir wollen Menschen aktivieren, damit sie gemeinsam ihre Lebensumwelt gestalten. Dass sie mit der Kultur und allen ihren Ausdrucksformen über sich und die Welt lernen und sich emanzipieren.
3. Kultur braucht ein Biotop zum Wachsen
Kulturinitiativen entwickeln aus dem Engagement der Bevölkerung und stellen ihre Ressourcen zur Verfügung:
- Anregung und Anstöße
- inhaltliche Impulse
- Räume
- Technik
- und – wo vorhanden – Personal
4. Kulturbegriff
Der Kulturbegriff der Kulturinitiativen beinhaltet
- aktiv gelebte Teilhabe, also „Extra-Einladungen“
- soziale Inklusion und
- Vielfalt
als wesentliche Werte kultureller Demokratie.
Dafür brauchen sie Wertschätzung und Anerkennung – auch finanzielle. Auf gratis Küsse können wir verzichten.
5. Beteiligung – wir wollen, dass alle etwas davon haben!
Jung - alt
Einheimisch – zweiheimisch (hallo - ¼ der Bevölkerung ist zweiheimisch!)
Vor allem diejenigen, die bislang nicht von den öffentlichen Kulturausgaben profitieren. Diejenigen, die nicht ins Festspielhaus gehen, die in keinem Kirchenchor mitsingen, die Kammgarn für ein Textilprodukt und Seelax für einen Fisch halten.
Genau für diese Leute sollte sich nach unserem Dafürhalten die Kulturpolitik interessieren, die sollten hereingeholt werden.
6. Zeitgenössisch, das ist uns wichtig!
Die Gesellschaft steht vor vielen Herausforderungen und Problemen – die jetzt anzupacken sind. Um die müssen wir uns in der Grundversorgung mit Kultur kümmern.
Wir halten nichts davon, wenn das kulturelle Erbe mit öffentlichem Geld überschüttet wird und gleichzeitig so etwas wie eine Indexanpassung für zeitgenössische Kunst und Kultur als abwegiger Traum hingestellt wird.
7. Zeitgenössisches statt Gassenhauer des 19. Jahrnunderts
Das ist Carmen im Landestheater: Das „gemeine Volk“ jubelt dem Mann mit dem Schwert auf seinem Podest zu. Wollen Sie das sehen, sind sie gespannt, wie es ausgeht? Ich weiß, wir Menschen lieben was wir kennen, wir finden die Musik großartig – aber kennen Sie das zeitgenössische Musiktheaterschaffen ebenso gut?
8. Das klassische Musiktheater und die Frauen
Ja, hier wird Carmen ermordert.
Wie lange wollen wir noch mit öffentlichen Mitteln solche Bilder reproduzieren, die im Gegensatz zu unserer Verfassung stehen?
9. Nichts gegen Musiktheater
Hier sehen wir zeitgenössisches Musiktheater aus Vorarlberg. Ein lebender Komponist erster Güte, ein Klassiker als Libretto, die Spielgemeinde eines kleinen Ortes (ganz viele großartige Laien), eine professionelle Regie und Choreographie.
Ein unvergessliches Erlebnis für alle Beteiligten – nur das Wetter war daneben.
10. Leitlinien für Kulturpolitik hier auf dieser Enquete
Der Rechnungshof hat Leitlinien für die zukünftige Kulturpolitik eingemahnt und erhofft sich dazu Beiträge von uns allen, hier auf der Enquete.
Wir, die wir das Land mit unterschiedlichsten Kulturangeboten versorgen, wollen nicht in der Situation des Püppchens sein.
11. Wir bleiben kommissions- und kompromisslos
„Um die kulturelle Vielfalt abzusichern, agiert die Landesregierung als verlässliche Partnerin auch der privaten Kultureinrichtungen, die als wichtige Akteure in den Regionen des Landes Kulturangebote als öffentliches Gut bereitstellen.“ - so heißt es im Regierungsprogramm. Dafür werden wir zum Krokodil!
12. Kulturförderungsgesetz
„Weiters“!! betreibt das Land eigene Einrichtungen. Nicht: vor allem, nicht: in erster Linie.
13. Landesbudget – Anteile
So schaut es aus – wussten Sie, dass insgesamt immerhin 2,38% des Landesbudgets für Kultur ausgegeben werden (inkl. Musikschulen etc.)? Das ist nicht wenig aber ausbaufähig.
Am einfachsten ist es, den kleinsten Anteil, die 0,29% der freien Förderungen auszubauen.
14. Rechungshof-Tabelle
Wo wächst es?? Nur bei der KUGES
15. Rechnungshof-Tabelle – Förderverlauf freie Förderungen
Da geht es runter, rauf, runter und im Moment wieder hinauf.
Bitte bedenken Sie dabei, dass die Zahl der Initiativen wächst! Unsere ältesten Kulturinitiativen sind Gründungen der 1980er Jahre (Spielboden, Saumarkt...) und sie sind aktiver denn je. Die Kulturpolitik muss aber dafür sorgen, dass auch Junges nachwachsen kann!
16. VPI – indexierter Landesbeitrag
Für die einzelne Initiative schaut es daher meistens so aus. Sie hat sich einmal eine Förderung erkämpft. Aber die wird weniger, weil sie hinter der Inflation zurück bleibt. Das gefährdet die Strukuren und damit die Grundversorgung.
17. Deshalb die Kampagne "Fair Pay!"
Deshalb hat die IG Kultur österreichweit eine Kampagne lanciert. Wir wollen, dass alle Kulturschaffenden gut bezahlt werden. 60% unserer Mittel geben wir für den Veranstaltungsaufwand, u.a. Gagen aus. Weniger als ein Drittel kostet der Betrieb.
18. Einkommen Kulturarbeit – Was verdienen wir?
Ehrenamtliche Arbeit wird ohnehin zuhauf geleistet.
Und so schaut es mit den Einkommen aus:
56% erhalten bis zu 5.000 Euro brutto im Jahr!!
16% erhalten bis zu 10.000 Euro brutto im Jahr
17% bis 25.000
10% über 25.000 Euro brutto im Jahr – also 10% können von ihrem Job in einer KI leben.
Quelle: Fair Pay Studie des Kulturministeriums 2013/14
19. Strampeln
Das heißt, es gibt noch viel zu tun, viel Energie werden wir noch aufbringen müssen, um zu kulturpolitischen Leitlinien zu kommen, die
- Initiativen aus der Bevölkerung und die eigenen Landeseinrichtungen nicht hierarchisch betrachten
- die dafür sorgen, dass nicht hauptsächlich Eliten von den öffentlichen Kulturfördermitteln profitieren
- kurz: Die für möglichst gerechte Verhältnisse sorgen
20. Stachelig
Wir fürchten, dafür müssen wir stachelig bleiben.