Kunst und Kulturberichte des Bundes gibt es seit Mitte der 70er Jahre, auch fast alle Bundesländer berichten seit vielen Jahren transparent und ordentlich über ihre Kunst- und Kulturförderungen: kleinere Beträge für einzelne Kunstschaffende werden akribisch unter Anführung der Namen der Empfänger/innen aufgelistet, auch mein Name fand sich schon darunter. Größere Beträge, meist für Kultureinrichtungen, werden ebenfalls lückenlos aufgelistet. Neidlos betrachten wir das Fortkommen der Kolleg/innen und schauen zu, wie uns die Kultureinrichtungen davon rauschen. Das erscheint der ganzen Szene als völlig normal, gut und richtig. Versucht gelegentlich eine Gebietskörperschaft, den Bericht "einzusparen" und ihn z.B. nur im Internet zu veröffentlichen (Vorarlberg 2003) gibt es einen Aufschrei, und im darauffolgenden Jahr wird er auch wieder in Papierform vorgelegt.
Im Bereich der Landwirtschaft ist alles ganz anders. Beispiel EU-Förderung, die im Verhältnis zum Budget bekanntlich ziemlich üppig ausfällt: im Jahr 2006 waren es 55 Milliarden Euro (40% des Budgets), wohingegen die Kultur im Jahr 2007 auf 29 Millionen kommen wird (0,0239% des Budgets) - da könnte einen glatt der Neid fressen. Doch nein: wir wollen, dass wir alle und die ganze Öffentlichkeit sehen können, welche Steuermittel wir in Anspruch nehmen.
Die Landwirte hingegen wissen nicht, was ihre Kolleginnen und Kollegen erhalten und vor allem was die Nahrungsmittel verarbeitende Industrie an Steuermitteln frisst. Da könnte ja Neid entstehen!! Das kann gut sein. Denn das Widerstreben mehr noch der Landwirtschaftspolitiker/innen als der Bäuer/innen selbst, Förderungen transparent für die Öffentlichkeit darzustellen, lässt nichts Gutes ahnen. Zahlen für die Öffentlichkeit soll es erstmals 2009 geben. Das Argument: wir wollen keine Neidgenossenschaft.
Liebe Bäuerinnen und Bauern! Geht in euch und fordert, was in einem demokratischen Rechtsstaat ganz normal sein sollte, nämlich dass die Verwendung von Steuermitteln (aller Steuermittel!) für die Öffentlichkeit transparent dargestellt wird und so von den Steuerzahler/innen, zu denen ihr ja auch gehört, kontrolliert werden kann.
Falls euch dann der Neid auf die britische Krone oder auf Nestlé packen sollte, könnt ihr immer noch beichten gehen.
Siehe auch den Artikel von Kurt Greussing in der "Kulturzeitschrift":http://www.kulturzeitschrift.at/news/out-now-1/ "Wie die Kuh zur Sau gemacht wird"