Post-materiell oder experimentell zu leben ist seit den 68ern immer wieder mal im Trend, um 2000 waren es die „Kulturell Kreativen“. Heute sind es die LOHAS, die einen "Lifestyle of Health and Sustainability" pflegen und sich vor allem durch ihr Konsumverhalten vom Normalverbraucher unterscheiden wollen. Kathrin Hartmann beschreibt diese Leute jedoch als unpolitisch und elitär: wer es sich leisten kann, kauft überdurchschnittlich viel öko und fair und tut sich damit vor allem selbst etwas Gutes. Doch mit strategischem Konsum wird die Welt kaum besser, solange wir nicht auch lernen, zu verzichten: auf Fleisch, Autofahren, Flugreisen, Komfort und Luxus.
Die "Lifestyle-Ökos" sind mittlerweile ein wichtiges Segment bei Marketingaktivitäten. Denn LOHAS sind gerne mit der letzten Mode gekleidet (aus Öko-Baumwolle), fliegen zum Extrembergsteigen in die Anden oder zur Selbsterfahrung nach Indien (vielleicht mit Treibgaskompensation) und fahren mit dem Hybrid-Geländewagen den Sohn zum Cello-Unterricht und am Wochenende im Winter zum Schilauf. Doch ob mit Bionade, Hess Natur oder "Zurück zum Ursprung" die Welt besser wird? Auch in Österreich steigen die gefahrenen und geflogenen Kilometer weiter, ebenso der Fleischkonsum oder die Wohnfläche pro Einwohner. Dieser Lebensstil kann kein Vorbild sein, resümiert Kathrin Hofmann. Wenn alle Menschen ein so luxuriöses Leben anstreben würden, führe dies zur globalen Katastrophe.
Das Buch enthält zahlreiche Referenzen auf Studien, Fakten und Gespräche mit Leuten, die entweder auf der Seite des strategischen Konsums stehen oder diesem sehr kritisch eingestellt sind, wie etwa Manfred Linz. Der Suffizienzforscher resümiert, dass sich ein reduzierter Lebensstil nicht auf alle übertragen lässt, ohne dort auf heftigen Widerstand zu stossen: ein schlechtes Gewissen sei zwar bei vielen da, aber die Handlungsbereitschaft wird meist vertagt.
Kathrin Hartmann zieht den Schluss, dass wir uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren und als politische Menschen verstehen müssen, die Einfluss nehmen auf die Meinungsbildung und Gesetzgebung. Denn mit der Anpassung unseres Konsumverhaltens alleine wird die Welt nicht zu retten sein.