Prism - der Schnüffelskandal: Ein paar Ideen zum Schutz der Privatsphäre

Wir regen uns mit Recht auf, wenn unsere Daten gesammelt und damit unsere Privatsphäre verletzt wird. Wir haben uns mit Recht über den „USA Patriot Act“ (2001) aufgeregt (wer's mitbekommen hat):Singvögelchen Weißkopfseeadler. Quelle: Wikipedia, Lizenz: GPL

Der Patriot Act ist jenes Gesetz, das es den berüchtigten Geheimdiensten ermöglicht, bei einem privaten Unternehmen aufzutauchen, sich als Geheimdienstmitarbeiter auszuweisen und den Zugang zu allen gesammelten Daten zu bekommen. Ohne eigentliche richterliche Genehmigung, ohne parlamentarische Kontrolle.
Wie muss man sich das eigentlich vorstellen? Wie in einem durchschnittlichen Fernsehkrimi, wo ein Beamter seine Marke (fälschungssicher?) vorweist, und darauf hin (im verschlossenen Kuvert?) die Zugangsdaten für die Datenbank bekommt, damit seine Behörde in Echtzeit die gesammelten Daten scannen kann?
Neben dem „Patriot Act“ hat mich die Sammelgier der großen Internet-Unternehmen misstrauisch gemacht, und hätten sie die Daten vordergründig „bloß“ für den Verkauf von personalisierter Werbung gesammelt. Sie haben jedoch zusätzlich unsere Computer unsicher gemacht (DRM, „trusted Computing“ von Microsoft), unsere legalen DVDs nicht abspielen wollen (Sony ignoriert unser Recht auf die Privatkopie), uns ein gekauftes Buch (Amazon Kindle) nicht unbeschränkt lesen lassen und vieles mehr.

Was tun?
Niemand will auf Suchmaschinen verzichten. Doch wir müssen dafür nicht Google direkt verwenden. Wir wollen soziale Netzwerke nutzen, doch wir müssen  dort nicht unsere Gefühle verkaufen. Wir sind angehalten unsere Bankgeschäfte online zu erledigen (Zahlscheine kosten!). Wir wollen umfangreiche Dokumente und Filme Arbeitskolleg/innen und Kund/innen zugänglich machen – aber doch nicht über Google Docs und Dropbox.
All diese zeitgemäßen Bedürfnisse können mehr oder weniger diskret abgewickelt werden:
Für Suchmaschinen empfiehlt sich z.B. eine vorgeschaltete Suchmaske, die unsere IP-Adresse verschwinden lässt, egal wo die Suchanfrage letztlich landet: z.B. Qrobe.it (wobei nicht ganz klar ist, welches Geschäftsmodell diese Firma verfolgt – Tor-Netzwerke sind bislang leider nur etwas für Nerds).
Facebook mag als Unterhaltungs- und Ablenkungsmedium dienen (Mehrweg-Fernsehen für Jüngere) und zur Verbreitung von Informationen und Petitionen. Gefühle bleiben möglichst dem direkten zwischenmenschlichen Kontakt vorbehalten.
Für Bankgeschäfte empfehlen sich kleinere Regionalbanken (am besten solche ohne kostspieliges Spitzeninstitut), die zumindest teilweise im öffentlichen Eigentum stehen und daher ein Stück weit dem Gemeinwohl verpflichtet sind. Die Vorarlberger Hypobank beispielsweise musste sich von besonders unlauteren Geschäftsmodellen (Nahrungsmittelspekulation!) verabschieden. Sie gehört dem Land Vorarlberg und zu wenigen Prozent Baden-Württemberg.
Für gemeinsame Kalender und das Teilen von Dokumenten empfiehlt sich „Groupware“ und da ist Einiges am Markt, nicht nur amerikanische Produkte. Die Vorarlberger Talente-Genossenschaft bietet solche Dienste an: www.allmenda.net

Das Verschlüsseln von E-Mail wäre natürlich sinnvoll, genauso wie wir einen Brief zukleben und darauf vertrauen dürfen, dass das Briefgeheimnis gewahrt bleibt. Bald wird es da alltagstaugliche
Wir wissen ja, wo der Datenhunger am größten ist. Daher: eher Samsung als Apple, eher Europa als die Vereinigten Staaten von Amerika, eher klein und regional als groß und global.

Verzichten Sie auf Kundenkarten und schreiben Sie mal wieder – einen Brief!

Foto: Clement Dominik, CC-BY-SA-2.0-DE

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