Prism - der Schnüffelskandal: Ein paar Ideen zum Schutz der Privatsphäre

Wir regen uns mit Recht auf, wenn unsere Daten gesammelt und damit unsere Privatsphäre verletzt wird. Wir haben uns mit Recht über den „USA Patriot Act“ (2001) aufgeregt (wer's mitbekommen hat):

Der Patriot Act ist jenes Gesetz, das es den berüchtigten Geheimdiensten ermöglicht, bei einem privaten Unternehmen aufzutauchen, sich als Geheimdienstmitarbeiter auszuweisen und den Zugang zu allen gesammelten Daten zu bekommen. Ohne eigentliche richterliche Genehmigung, ohne parlamentarische Kontrolle.
Wie muss man sich das vorstellen? Wie in einem durchschnittlichen Fernsehkrimi, wo ein Beamter seine Marke (fälschungssicher?) vorweist, und darauf hin (im verschlossenen Kuvert?) die Zugangsdaten für die Datenbank bekommt, damit seine Behörde in Echtzeit die gesammelten Daten scannen kann?
Neben dem „Patriot Act“ hat mich die Sammelgier der großen Internet-Unternehmen misstrauisch gemacht, und hätten sie die Daten vordergründig „bloß“ für den Verkauf von personalisierter Werbung gesammelt. Sie haben jedoch zusätzlich unsere Computer unsicher gemacht (DRM, „trusted Computing“ von Microsoft), unsere legalen DVDs nicht abspielen wollen (Sony ignoriert unser Recht auf die Privatkopie), uns ein gekauftes Buch (Amazon Kindle) nicht unbeschränkt lesen lassen und vieles mehr.

Was tun?
Niemand will auf Suchmaschinen verzichten. Doch wir müssen dafür nicht Google direkt verwenden. Wir wollen soziale Netzwerke nutzen, doch wir müssen  dort nicht unsere Gefühle verkaufen. Wir sind angehalten unsere Bankgeschäfte online zu erledigen (Zahlscheine kosten!). Wir wollen umfangreiche Dokumente und Filme Arbeitskolleg/innen und Kund/innen zugänglich machen – aber doch nicht über Google Docs und Dropbox.
All diese zeitgemäßen Bedürfnisse können mehr oder weniger diskret abgewickelt werden:
Für Suchmaschinen empfiehlt sich z.B. eine vorgeschaltete Suchmaske, die unsere IP-Adresse verschwinden lässt, egal wo die Suchanfrage letztlich landet: z.B. Qrobe.it (wobei nicht ganz klar ist, welches Geschäftsmodell diese Firma verfolgt – Tor-Netzwerke sind bislang leider nur etwas für Nerds).
Facebook mag als Unterhaltungs- und Ablenkungsmedium dienen (Mehrweg-Fernsehen für Jüngere) und zur Verbreitung von Informationen und Petitionen. Gefühle bleiben möglichst dem direkten zwischenmenschlichen Kontakt vorbehalten.
Für Bankgeschäfte empfehlen sich kleinere Regionalbanken (am besten solche ohne kostspieliges Spitzeninstitut), die zumindest teilweise im öffentlichen Eigentum stehen und daher ein Stück weit dem Gemeinwohl verpflichtet sind. Die Vorarlberger Hypobank beispielsweise musste sich von besonders unlauteren Geschäftsmodellen (Nahrungsmittelspekulation!) verabschieden. Sie gehört dem Land Vorarlberg und zu wenigen Prozent Baden-Württemberg.
Für gemeinsame Kalender und das Teilen von Dokumenten empfiehlt sich „Groupware“ und da ist Einiges am Markt, nicht nur amerikanische Produkte. Die Vorarlberger Talente-Genossenschaft bietet solche Dienste an: www.allmenda.net
Wir wissen ja, wo der Datenhunger am größten ist. Daher: eher Samsung als Apple, eher Europa als die Vereinigten Staaten von Amerika, eher klein und regional als groß und global.

Verzichten Sie auf Kundenkarten und schreiben Sie mal wieder – einen Brief!

Foto: Clement Dominik, CC-BY-SA-2.0-DE

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Kommentare

Für den NA sollte die Latte hoffentlich/bitte etwas höher liegen

Dieser Artikel ist gar nicht sehr ergiebig. Besser und finde ich da z.B. die konkrete Initiative der Grünen in Sachen Asyl für E. Snowdon. In Deutschland wird inzwischen diskutiert, auf welche Sonderrechte in Folge des 2. Weltkriegs sich amerikanische Stellen offenbar immer noch berufen: Ich denke mir, da gäbe es auch für Österreich einiges zu beleuchten, weil die historische Lage ja sehr ähnlich war. Auch der hiesige Blätterwald schweigt und das womöglich vielsagend: Vielleicht die Chance für eine tiefere Betrachtung als sie in diesem Artikel offenbar möglich war. Das Medium, in dem solche Erkenntnisse kundgetan würden, wäre für mich persönlich nach dem Inhalt übrigens sekundär: ich läse z.B. gerne auch Ihren Leserbrief in einer Zeitung (allerdings nicht in Facebook -- da sind sie bei aller schicken Altmode ja offenbar eben auch präsent :)